Freitag, 9. Februar 2018

Vom Wöllböbbele zum Kumbaya

Susanne Gilde / Hans-Robert Schlecht

Stimmlich warm gemacht, haben sich die 40 Sängerinnen und Sänger bei ihrer zweiten Chorprobe am letzten Sonntag, mit vielen gesungenen Vokalen, auch verbunden mit Bewegungen, um den ganzen Körper erst einmal zu lockern. Großen Spaß machte den Bewohnerinnen und Bewohnern, deren Angehörigen und den Mitarbeitenden dann das gesungene „Wollböbbele“, das noch in ein „Baumwollböbbele“ und dann sogar in ein „Biobaumwollböbbele“ gesteigert wurde.


Der im Samariterstift im Mühlenviertel, im Januar neu entstandene Chor (er trifft sich einmal im Monat am Sonntagnachmittag)unter der Leitung von Jeschi Paul, die am Klavier professionell unterstützt wird von Klaus Rother, war mit Eifer und großem Spaß dabei. Im letzten Herbst kam der Verein RosenResli e.V. auf das Samariterstift im Mühlenviertel mit dem Vorhaben zu, einen gemischten Chor im Pflegeheim entstehen zu lassen, in dem Menschen mit und ohne Demenz, Angehörige, Mitarbeitende, aber auch Sangeslustige aus dem Wohnumfeld gemeinsam singen. „RosenResli“ ist ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen mit Demenz wieder Erlebnisse in der Kulturlandschaft zu ermöglichen und unterstützt engagierte Partner der Wohlfahrtsverbände, Träger von Pflegeheimen und Kirchen. „RosenResli“ ermöglicht den, von der Krankheit betroffenen Menschen, Besuche im Museum, im Theater und Konzert, in der Oper und im Ballett, in Gottesdiensten, bei Lesungen und vielem mehr. Immer organisiert mit fürsorglicher Begleitung.


Und gerade entsteht das neue Projekt. Menschen nicht nur zurück in die Chöre und Gesangsvereine zu bringen, sondern auch das liebgewordene Hobby im Pflegeheim wieder zum Leben zu erwecken. Und zwar am besten als gemeinsames Erlebnis, wenn es geht mit den eigenen Angehörigen, Freunden und Bekannten aus dem Umfeld – mit dem Ziel der Freude am Moment. Der Schwäbische Chorverband übernimmt die Kosten für die Chorleitung und musikalische Begleitung, darüber hinaus bietet RosenResli die Möglichkeit für die Angehörigen, die Chorleitungen, für die Freunde und Bekannten die mitsingen an Validationsschulungen teil zu nehmen. Wenn das Verstehen all der komplizierten Zusammenhänge des täglichen Lebens für einen von Demenz betroffenen Menschen zunehmend schwieriger wird, so ist doch die Ebene der Gefühle noch da.



Und hier kann man diese Menschen noch lange sehr gut erreichen. Auf verschiedenen Wegen, mit der besonderen Kommunikationsform „Validation“, aber eben auch mit Musik und gemeinsamer Freude am gemeinsamen Singen werden hier wertvolle gemeinsame Glücksmomente geschaffen. Das war auch gut zu merken, an den freudigen Gesichtern, als auch an der Inbrunst mit der mit gesungen wurde. Viele kannten die Strophen des Schneewalzers, zu dem im dreiviertel Takt auch geklatscht wurde, auswendig. Und die Zungenbrecherübung mit dem Biobaumwollböbbele zahlte sich dann beim Singen des Schlagers „Tipitipitipso beim Calypso“ von Catherina Valente aus, es wurde im Kanon und sogar schon zweistimmig gesungen. Und auf Englisch und kreolisch, wie die Teilnehmenden fest stellten – „Kumbaya my Lord“. Die Worte „Kum ba yah“ sind kreolischen Ursprungs und bedeuten in Gullah, der Sprache der Afro-Amerikaner, „Komm her, hier“. Das Lied ist ein Appell an Gott, herzukommen und zu helfen. Wobei einer der Sänger einwarf, das könne so auch aus dem Schwäbischen sein.

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