„Wann
wird es endlich wieder Sommer“ so sang einst Rudi Carrell den
Wettergott an. Von Hitzewelle war nicht die Rede. Aber davon können
wir jetzt ein Lied singen. Das Sommerloch 2016 ist da. Kaum ist
Fußball EM, sind die Medien heiß auf neue Meldungen. Da wird alles
in Angriff genommen, was das Internet an aktuellen Nachrichten
ausspuckt. Zuerst kriegt die Bahn ihr Fett weg, zurecht wie wir
meinen. Da rasen wieder rollende Saunas alias IC und ICE ́s durch
die Republik und gefährden die Gesundheit der bedauernswerten
Fahrgäste.
Ein
Horrorszenario flimmert am Abend über die TV Nachrichtenkanäle. Die
Printmedien legen am nächsten Tag ordentlich nach. Und die
Bundespolizei ermittelt wieder wegen fahrlässiger Körperverletzung
und unterlassener Hilfeleistung. Und wir fordern hitzefreie Züge.
Und
jetzt kommen wir zum Sport: Im Jahr 2010, der Profiboxer Firat Arslan
betritt an einem heißen Samstag den Ring, in Stuttgarts renommierter
Porsche Arena. Sein Gegner, so denkt er, ist der Franzose Steve
Herelius. Doch es kommt anders. Fiat Arslan kämpft wie ein Löwe, so
wie man es von ihm gewohnt ist. Bis zum Ende der 10. Runde hat er
sein Gegenüber „ im Sack“, er führt nach Punkten und will den
Kampf in Ruhe nach Hause bringen. In der 11. Runde beginnt er zu
taumeln, er wankt in die Pause, geht stehend k.o. Die Hitze hat
zugeschlagen, Kreislaufkollaps. Der völlig dehydrierte Boxer kommt
sofort ins Krankenhaus. Elf Liter Flüssigkeit werden im zugeführt.
Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Das war den Sportredaktion
im Lande halbe und ganze Seiten wert. Die Schuldfrage wurde gestellt.
War die Klima- oder Lüftungsanlage ausgefallen? Ist ein fahrlässiges
Verhalten dem Veranstalter oder Hallenbetreiber nachzuweisen? Die
Stuttgarter Zeitung titelt in einem bemerkenswerten Beitrag: „Bis
zum letzten Tropfen“. Und wir fordern hitzefrei für Profiboxer.
Auch
aus der Welt der Zootiere war damals in den Zeitungen trauriges
nachzulesen: Stuttgart - Vilja, die betagte Elefantendame der
Wilhelma, ist tot.
Nicht
nur die Pfleger und ihre Artgenossen werden die alte Dame vermissen,
vielen Besuchern war das Tier ans Herz gewachsen. Das Tier verstarb
am Samstagnachmittag vermutlich aufgrund eines Kreislaufkollapses.
Europas älteste Elefantenkuh hatte ein Jahr zuvor ihren 60.
Geburtstag gefeiert. Vilja gehörte zu den bekanntesten
Tierpersönlichkeiten im Zoologisch-Botanischen Garten, den sie 1952
noch als Jungtier bezogen hatte. Wahrscheinlich auch ein Opfer der
Hitzewelle. Für Vilja kommt unsere Forderung zu spät: Hitzefrei für
alle Zoo- und Haustiere.
Zum
„guten“ Schluss werfen wir einen Blick in Krankenhäuser und
Altenheime. Pflegekräfte, Bewohner und Patienten haben es in diesen
Tagen besonders schwer. Gerade die betagten Menschen, schon
entsprechend dem Alter mit Erkrankungen reichlich „gesegnet“,
kommen in große Not. Das war sogar dem ZDF “Morgenmagazin“ eine
Meldung wert, ein Experte kann angerufen werden, referiert, dass man
viel trinken müsse, gerade die „Alten“, die ja sowieso schon zu
wenig Körperflüssigkeit haben. Auch nicht zu viel, weil es sonst
die ganzen Substanzen der verordneten Altersmedizin ausschwemmt.
Selbst
schweißgebadet von der stehenden Luft in den Zimmern und
Aufenthaltsräumen, haben PflegerInnen ihre liebe Not, die schachmatt
in ihren Stühlen oder Betten vor sich hin schmorenden Bewohner zum
Trinken zu animieren. Da kann man schon mal – bei der Hitze – die
Geduld verlieren, beim Wasser reichen und beim erstellen des
Trinkprotokolls, etc. ...
Während
sich die Heimleitung vielerorts nach Kräften bemüht, das Klima für
alle so erträglich wie möglich zu gestalten, reagieren andere eher
unterkühlt. Bei unserer Recherche stießen wir auf ein schmuckes
Heim. Da quälten sich Personal und Bewohner durch die Hitzewelle,
während Heimleitung und Verwaltung in klimatisierten Räumen saß
und ihre Mitarbeiter und Bewohner verwaltete. Begründet wurde das –
auf Rückfrage – mit arbeitsschutz- rechtlichen Bestimmungen.
Gerade so, als wäre Pflege keine Arbeit. Nun, darüber wird wenig
oder gar nicht berichtet, in den Medien. Deshalb fordern wir
hitzefrei für Pflegekräfte, Bewohner und Patienten. Und was machen
wir vom RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz? Wir suchen
die kühlen Räume im Museum auf und machen in Kultur. Ganz schön
cool – oder?
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