Zitat: „Wieso haben Sie gerade diese Farbe gewählt?“, fragt der Diplom-Psychologe Arthur Schall. Keine Reaktion. Konkrete Fragen machen den Patienten zu schaffen, die Atmosphäre wird steif. (Zitat Ende/FAZ Karolin Berg).
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/fuehrungen-und-workshops-fuer-demenzkranke-im-staedel-13536093-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Kopie an die FAZ Redaktion Frau Karolin Berg
Lieber Herr Schall,
Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz. Macht das Sinn? So werden
Wissenschaftler fragen, die davon gehört haben. Sie machen sich immer
öfter auf den Weg, auf der Suche nach Menschen mit Demenz, den
„unbekannten Wesen“ . Sie verlassen gemeinsam mit Angehörigen und
Helfern die Universitäten und machen in Kultur. Zur Zeit, gerne auch im
Museum. Mit auf die Reise kommen die Probanden.
Für die Menschen mit Demenz ist das eine Fahrt ins Blaue, ein
Abenteuer, denn Sie wissen nicht was Sie tun, nein erwartet. Erstmal am
Ziel angekommen ist die Freude groß, denn jetzt ist viel Zeit für
Erinnerungen, Poesie, Melancholie, Gesprächen, mit Worten oder „Händen
und Füßen“ und viel Emotionen. Und wenn die "sprachlosen" Menschen, die
den "Verstand" verloren haben, beim Kontakt mit der Kultur sehr
emotional wieder ins Gespräch kommen, dann sind die Menschen glücklich
angekommen. Wenn Sie nicht mitgenommen werden, rein in die Gesellschaft,
rein in die Kultur, dann ist ihr Alltag grau und leer.
Seit über acht Jahren nimmt RosenResli diese Menschen mit ins
kulturelle Leben. Denn die Teilnahme am kulturellen Leben stellt auch
für sie einen wesentlichen Bestandteil und eine wichtige Bereicherung
dar. Demenz raubt vermeintlich den Verstand aber die Emotionen sind
immer da. So sind die Emotionen der Schlüssel, ein Türöffner zu den
positiven Erlebnissen, die nur die Kultur öffnen kann, ganz besonders
der Besuch im Museum. Einem Haus mit besonderer Ausstrahlung.
Innerhalb des gesamten Programms, legen wir großen Wert auf die
weiter entwickelte Museumsarbeit. Die Stärkung der Zielgruppe, Pflegende
Angehörige und ihren Menschen mit Demenz, liegt uns besonders am
Herzen. Dort liegen, auch nach Auffassung der Wissenschaft, die
sozialpsychologischen Möglichkeiten im täglichen zusammenleben brach.
Die Chancen einer Probanden Verbesserung der Kommunikation zwischen den
Betroffenen und den pflegenden Angehörigen, nach dem Vorbild der
Kommunikations- Strategie „Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz“,
machen diesen Ansatz sinnvoll.
Gerade die neue Betrachtung der
Kunstvermittlung für junge Demente und Menschen mit Demenz im
Anfangsstadium, bringt eine neue Perspektive und somit positive
Entwicklung für diese Zielgruppe. Bei unserer Arbeit steht die
Problematik der „Dementen“ in unserer Gesellschaft im Vordergrund „Nicht
der Demente ist krank, sondern die kulturlose Situation in der er
lebt.“ Nicht die Institution Museum. Das Museum hat eine dienende
Funktion. Der Betroffene aber auch sein pflegerisches Umfeld, muss im
Fokus stehen. Also welche Diagnose hat er, lebt er zuhause, im Heim.
Welche Konflikte gibt es im zusammen leben dort. Wie können wir den
Zugang zu allen Beteiligten öffnen. Wir und alle Beteiligten müssen die
Kommunikation wie eine „Fremdsprache“ erlernen. Erst dann, wenn alle
Beteiligten die gleiche Sprache sprechen, schaffen wir es gemeinsam, den
Anforderungen in der „demenzfreundlichen Gesellschaft“ zu begegnen.
Sicher führen auch hier „viele Wege nach Rom“. Unterschiedliche
Konzepte der „Kunstvermittlung“ - (hier besser der Begriff
Bildbetrachtung) als emotionales Erlebnis der Besucher, sind
zwischenzeitlich auf dem „Markt“. Und viele davon wurden und werden von
Wissenschaftlern begleitet. In der Kunsthalle Zürich (Universität
Zürich), auch im Lehmbruck Museum. Der Bund fördert schon seit 2012
eine Begleitstudie in 11 Museen der Republik. Schätzungsweise sind so
fast 500.000 € Fördermittel für Forschung in den Markt geflossen.
Hier zu braucht es mehr als wissenschaftliche Begleitung:
Öffentlichkeitsarbeit, Spenden, Sponsoring und Förderung der Netzwerke
und Strukturen zwischen Profis und dem Bürgerschaftlichem Engagement.
Bund, Land und Kommunen mit ihren „Kultur-Fördertöpfen“ sind dafür
zuständig.
Übrigens, 80% unserer Teilnehmer haben noch nie ein Museum, ein
Opern-,Konzert- oder Theaterhaus usw. besucht. Wenn man so will,
bedienen wir hier ein „ausbaufähiges Massengeschäft“. Endlich auch ein
neues Publikum - neben dem bekannten Bildungsbürger - für die „Kultur
Tempel“ im Land, was auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe ist.
Noch einige Sätze zur Stuttgarter Situation. In unserer Stadt leben
ca. 7.000 Menschen mit der Diagnose Demenz. Circa 3.000 in
Pflegeeinrichtungen, 4.000 zuhause.
Selbst wenn wir die Pflegeprofis in den Einrichtungen nicht in die grobe Statistik ein beziehen, sagen diese Zahlen noch nicht die Wahrheit. Wenn 4.000 Menschen zuhause gepflegt werden, dann habe ich automatisch noch 4.000 bis 6.000 betroffene Angehörigen Hilfe anzubieten, damit sie mit ihren Angehörigen zurecht kommen. Nicht vergessen dürfen wir die Menschen, die uns nicht bekannt sind. Man rechnet mit einer Dunkelziffer von ca. 30%. Bezogen auf die ganze Bundesrepublik, erkennen wir erst wirklich, welche Katastrophe uns erwartet. 1.5 Millionen Menschen plus die 30%, die im „Dunkeln“ ihr da sein fristen. Und nicht alle sind betagte Menschen. Die „Lawine“ spült jetzt immer mehr jüngere Betroffene in die Statistik.
Wenn wir die Kunstvermittlung der Menschen mit Demenz den Museen
allein überlassen, dann haben wir schon jetzt die Zukunft verloren.
Museumspädagogik kann unserem Anliegen bestens dienen, unsere positiven Erfahrungen der letzten acht
Jahre, bestätigen uns das ja. Das Problem unserer Gesellschaft ist für
das Museum allein nicht lösbar.
„An vielen Orten engagieren sich Ehrenamtliche: Sie spielen
Theater mit Demenz Kranken oder gehen mit ihnen ins Museum und ins
Konzert wie beim Stuttgarter Verein "RosenResli". Das sind gute Anfänge.
Aber ein flächendeckendes bürgerschaftliches Engagement ist noch nicht
erkennbar.
(Spiegel Wissen, 1/2010 / „Die Reise ins Vergessen)“
Wann dürfen wir darüber mit Ihnen sprechen?
Herzlichst
Hans-Robert Schlecht
Florian Oliver Schlecht
Florian Oliver Schlecht
RosenResli e.V.
Kultur für Menschen mit Demenz
Postanschrift:
Danneckerstr. 4 / 70182 Stuttgart
Kulturniederlassung
Türlenstr. 2 / 70191 Stuttgart
0711-958 633 61
0157 - 58 52 83 00
http://rosen-resli.de/
https://www.facebook.com/kfmmd
http://rosenresliblog.blogspot.de/
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