von Annika Bangerter
Ein Besuch in der Stiftung Wirrgarten, wo seit 15 Jahren demente
Menschen nur das tun, was sie erfreut. Allerdings lässt sich der Tag
nicht in fixen Abläufen durchplanen. Zu verschieden sind die Gäste, ihre
Bedürfnisse und ihre Fähigkeiten.
«Wie lautet der Vorname von Tucholsky?» – «Kurt!» – «Oh, da habe ich
wohl eine Bildungslücke», sagt der Zivildienstler und schreibt den Namen
in die vier Kästchen des Kreuzworträtsels. Der alte Mann drückt die
Kuppen seiner gespreizten Finger zufrieden aneinander, lehnt im Sessel
zurück. «Ein anderes Wort für Vortrag?» – «Rede», sagt die Frau im roten
Pullover, den Kopf in die rechte Hand gestützt. Innert kurzer Zeit hat
die achtköpfige Gruppe das Kreuzworträtsel gelöst. Würde sich diese
Szene nicht in der Tagesstätte der Basler Stiftung Wirrgarten abspielen,
gäbe es kein Anzeichen dafür, dass alle alten Menschen der Runde schwer
dement sind. «Das Kreuzworträtsel ruft Wissen aus dem
Langzeitgedächtnis ab. Dort sind die Informationen im Gegensatz zum
Kurzzeitgedächtnis häufig noch vorhanden», sagt Irene Leu. Sie leitet
seit der Gründung vor 15 Jahren die Begegnungs- und Betreuungsstätte
Atrium der Stiftung Wirrgarten.
Diese ist spezialisiert auf besonders betreuungsintensive Demente,
die entweder bei ihren Angehörigen oder mit Hilfe der Spitex zu Hause
leben. Den Weg zur Tagesstätte würden sie alleine nicht finden. Auch in
der Tagesstätte sind sie nie alleine und häufig eins zu eins betreut.
«Die Pflege von Menschen mit Demenz führt die Angehörigen häufig in die
soziale Isolation. Sie haben weder Zeit noch Kraft für ihre eigenen
Interessen. Wenn ihr dementer Partner, Vater oder ihre Mutter bei uns
ist, entlastet das die Angehörigen im Alltag und schützt sie vor einer
Erschöpfung», sagt Irene Leu.
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