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Mittwoch, 4. September 2019

Newsletter 09

RosenResli Blog


RosenResli Newsletter September 2019

Eine neue Version von Newsletter stellen wir Ihnen vor. Eine erste Probe mit neuen Inhalten. 


Die „Welt“ der Demenz hat sich verändert.Immer mehr rückt der „ganze“ Mensch in den Vordergrund. Nicht mehr nur der Verlust der kognitiven Fähigkeiten steht im Focus der vielen neuen Angebote für Menschen mit Demenz und Ihren Angehörigen, sondern die Umsetzung der psychosozialen Erkenntnisse, in ein gelungenes, besseres Miteinander. Immer mehr neue Ideen setzen sich durch. Sport, viel Bewegung, Wandern, Tanzen,Singen, kulturelle Angebote  der Musik im Konzertsaal, Museumsbesuche und das alles als gemeinschaftliches miteinander in der Gesellschaft. 

Ja die „Welt“ ist bunter, vielfältiger, sensibler geworden. Darüber wollen wir in Zukunft berichten und selbstverständlich auch über unsere RosenResli Kultur-Termine in Stuttgart und demnächst in weiteren Städten. Ihre Newsletter Beurteilung interessiert  uns, Ihre Kritik  prallt an uns, nicht ab. Ihre Ideen, Vorschläge setzen wir gerne um. Sprechen Sie mit oder Schreiben Sie. Wir freuen uns auf diesen Austausch, arbeiten weiter am Leben im Hier und Jetzt.


Mittwoch 11. September 19 um 16:00 – 17:00 Uhr


Sie suchen ein wertvolles Ehrenamt?
RosenResli e.V. sucht Sie:

Kultur-BegleiterInnen für Menschen mit Demenz
Kultur-BeraterInnen für deren Angehörige
Kultur-Beraterinnen in Pflegeheimen


Michael Hagedorn
























Sie lieben Musik Sie gehen gerne in die Museen oder zu den Philharmonikern unserer Stadt. 
Gemeinsam statt einsam ist für Sie kein leerer Slogan. Dann kommen Sie doch mit,
Ihr Engagement lohnt sich, für unsere Gäste und auch für Sie. Engagement tut jedem gut.


Ihre Motivation ist gefragt, wir fragen Sie nicht nach Vorkenntnissen. 
Ihre Anmeldung:
0711 - 95 86 33 61  



Im September und Oktober machen machen wir erste „Gehversuche“ mit neuen
Gästen in neuen Museen in neuen Städten

Immer öfter machen sich die Menschen mit Demenz auf den Weg. Sie verlassen gemeinsam mit Angehörigen oder Helfern das Haus und machen in Kultur. 
Für Menschen mit Demenz ist das eine Fahrt ins Blaue, ein Abenteuer, denn Sie wissen nicht was Sie erwartet. Doch erstmal am Ziel angekommen ist die Freude groß, denn jetzt ist viel Zeit für Erinnerungen, Poesie, Melancholie, Gesprächen, mit Worten oder „Händen und Füßen“ und viel Emotionen. Und wenn die "sprachlosen" Menschen, die den "Verstand" verloren haben, beim Kontakt mit der Kultur sehr emotional wieder ins Gespräch  kommen, dann sind die Menschen glücklich angekommen.
Ihre Anmeldung:
0711 - 95 86 33 61  
hans-robert.schlecht@rosen-resli.net

Den Termin erhalten Sie mit der Anmeldung.
Der Eintritt und die Führung ist frei.



Vom Zauber der Musik / Kultur am Nachmittag


Vom Zauber der Musik


Seit zehn Jahren nimmt RosenResli e.V. Menschen mit Demenz und

ihre Angehörigen ins kulturelle Leben. Denn die Teilnahme an Kultur

stellt auch für sie einen wesentlichen Bestandteil ihres Lebens und

eine wichtige Bereicherung dar. Demenz raubt vermeintlich den

Verstand, aber die Emotionen sind immer da. Sie sind der Schlüssel,

ein Türöffner zu den positiven Erlebnissen, die nur die Kultur, und ganz

besonders ein Konzertbesuch, ermöglichen kann.


Eine Initiative von RosenResli e.V. und den Stuttgarter Philharmonikern

öffnet die Konzertsäle nicht als Musiktherapie, sondern Musikgenuss und

Musikerlebnis: Eine Aufforderung an alle Menschen mit Demenz und

ihre Begleitung, sich auf einer Fahrt in Blaue vom „Zauber der Musik“

tragen zu lassen.


Chefdirigent Dan Ettinger

Kultur am Nachmittag


Gustav-Siegle-Haus

12.09.2019 16:00 Uhr


TSCHAIKOWSKY

Streicherserenade

TSCHAIKOWSKY

Sinfonie Nr. 4


Stuttgarter Philharmoniker Dirigent: Dan Ettinger


Sichern Sie sich jetzt die besten Plätze 

Eintritt 9€

Kartenvorverkauf bei:

RosenResli e.V.

Kultur für Menschen mit Demenz

Ossietzkystr. 8 / 70174 Stuttgart

0711 - 958 633 61

hans-robert.schlecht@rosen-resli.net



3. Demenz Meet Zürich 2019


Die
                    herzliche und unkomplizierte Art des Demenz Meets
                    ermuntert zur Offenheit.
Die herzliche und unkomplizierte Art des Demenz Meets ermuntert zur Offenheit.Bild Stephanie Sonderegger

Martin Mühlegg von alzheimer.ch

Neue Ära im Umgang mit Demenz

Am 3. Zürcher Demenz Meet begegneten sich Betroffene, Angehörige, Pflegende, Experten, Politiker und Wissenschaftler auf Augenhöhe. Die stimmige und inspirierende Veranstaltung steht für einen Wandel im Umgang mit Demenz mehr. https://alzheimer.ch/de/gesellschaft/magazin-detail/561/eine-neue-aera-im-umgang-mit-demenz/

https://www.demenzmeet.ch/wp-content/uploads/booklet_demenz_meet_zuerich_web.pdf



Romys Salon | Exklusive Preview zur "Woche der Demenz"

Mittwoch, 18. September 2019 von 18:00 bis 20:00 
Hohe Str./Ecke Fritz-Elsas-Str., 70174 Stuttgart

Bild könnte enthalten: 2 Personen, Personen, die
          lachen, Text

Anlässlich der "Woche der Demenz" freuen wir uns, euch den wunderbar warmherzigen und berührenden Familienfilm ROMYS SALON in Kooperation mit der Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz und der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg in exklusiven Preview zu präsentieren. Zum Film: Seit ihre Mutter so viel arbeitet, geht Romy nach der Schule zu ihrer Oma. Sie hilft ihr dann meist im Frisiersalon. Doch in letzter Zeit ist Oma anders, sie vergisst vieles, spricht plötzlich Dänisch und erzählt immer wieder von ihrer Kindheit in Dänemark und vom Meer. Romy unterstützt ihre Oma, wo sie kann, damit keiner etwas merkt. Bis zu dem Tag, an dem ihre Oma im Nachthemd im Salon steht ... Oma Stine kommt in ein Pflegeheim. Ob es ihr dort wirklich gut geht? Bestimmt würde sie sich riesig freuen, wenn Romy noch einmal mit ihr an den Strand ihrer Kindheit führe. Die auf Internationalen Filmfestivals ausgezeichnete Romanverfilmung ROMYS SALON gewährt einen ehrlichen und zugleich sehr liebevollen Blick auf die Schwächen und Herausforderungen des Alters aus der Sicht eines Kindes. Dabei wird das Thema Demenz anhand der Beziehung der aufgeweckten Romy zu ihrer kratzbürstigen Oma Stine realistisch und lebensnah erzählt. Durch die Diagnose Alzheimer rücken die beiden näher zueinander und aus dem zunächst distanzierten Verhältnis von Oma und Enkelin entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit und Komplizenschaft.
Mehr Infos unter www.romyssalon.de

Das innere Leuchten Demenz Film Empfehlung

Filmvorführung und Filmgespräch

SEP.
22
2019
Sonntag, 22. September 2019, 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr Tickets https://www.arthaus-kino.de/
Hohe Str./Ecke Fritz-Elsas-Str., 70174 Stuttgart
Demenz - eine Diagnose, die für die Betroffenen und ihre Angehörigen alles verändert. Die Erkrankung zu akzeptieren erscheint ebenso schwierig, wie ein angemessener Umgang mit ihr. Vielleicht geht es aber viel mehr um ein Mitfühlen, als um ein Verstehen? Beobachtend erforscht DAS INNERE LEUCHTEN den Lebensalltag von Menschen mit Demenz in einer Pflegeeinrichtung und baut eine starke emotionale Nähe zu ihnen auf. Der Film wagt eine poetische Interpretation dieses besonderen Zustands und soll dazu beitragen, Ängste im Umgang mit Demenz abzubauen und jeden einzelnen als Menschen zu akzeptierenIm Anschluss an die Vorstellung gibt es ein Filmgespräch mit Stefan Sick (Regisseur des Films). http://www.dasinnereleuchten-film.deTrailer: https://youtu.be/breOnGybmtY
Veranstaltungsinformation, Text und Bild von Das innere Leuchten

Hans-Robert Schlecht / Florian Oliver Schlecht                                                     

Über RosenResli e.V.

RosenResli e.V. 

Kultur für Menschen mit Demenz

Postanschrift:
Danneckerstr. 4 / 70182 Stuttgart
Büroadresse:
Ossietzkystr. 8 / 70174 Stuttgart
0711-958 633 61 / 0157-58 52 83 00
http://rosen-resli.de/
https://www.facebook.com/kfmmd

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Dienstag, 3. November 2015

„Sprechen kann er nicht mehr. Aber Küssen, das geht noch“

Textauszug  aus: "Dement, aber nicht bescheuert"
Michael Schmieder, Uschi Entenmann. 

Erschienen bei Ullstein Buchverlage


Menschen mit Demenz leben im Hier und Jetzt

Eine Demenz wird vor allem am Vergessen gemessen, viel weniger an den oft deutlich sichtbaren Verhaltensstörungen. Warum wird versucht, diesem Vergessen mit allen Mitteln entgegenzuwirken? Kann der Verlust von Erinnerungen nicht vielleicht auch zu paradiesischem Erleben führen? Kann Vergessen nicht auch Distanz schaffen zu dem, was als nicht erinnerungswürdig empfunden wird? Menschen mit Demenz leben im Hier und Jetzt, wobei oft unklar ist, wann in ihrem bisherigen Leben ihr Hier und Jetzt angesiedelt ist. Wir Gesunden leben selten im Hier und Jetzt. Wir lenken uns mit immer mehr Geräten und Medien davon ab. Zum Beispiel, wenn wir einen Sonnenuntergang auf Facebook posten oder in der Pause eines Konzerts unseren Maileingang checken. Die Fähigkeit zu planen, macht es uns möglich, uns mit der Zukunft zu befassen und sie zu gestalten. Vielleicht wirkt es deshalb so bedrohlich auf uns, wenn Menschen nur im Hier und Jetzt leben, weil es uns zum einen zeigt, wie wenig wir das können, zum anderen, dass wir die Erinnerung nicht brauchen, um Mensch zu sein?
Da wir die Möglichkeit des Erinnerns so hoch bewerten und den Auswirkungen der Erkrankung deshalb oftmals hilflos gegenüberstehen, setzen wir – Betreuer wie Angehörige – die Bemühungen im Umgang mit Dementen oft dort an, wo sie uns am sinnvollsten erscheinen. Wir bewerten Lebensereignisse auf unserer eigenen Skala, teilen sie auf in die guten und die schlechten. Und dann zeigen wir alte Fotos, singen alte Lieder, schauen alte Filme, weil wir meinen, was uns gefällt, wird auch den demenzkranken Menschen gefallen.

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Mittwoch, 29. Juli 2015

Demenzkranke brauchen kein Konzept

Michael Schmieder hat die Sonnweid in Wetzikon zu einem führenden Demenzzentrum Europas gemacht und dabei das Wichtigste nie vergessen.


Von Denise Marquard   

Menschen mit Demenz haben die gleichen Bedürfnisse wie Menschen ohne Demenz: Sie brauchen Licht, Bewegung, Gesellschaft, Sicherheit, Respekt und Wertschätzung. Das mag banal tönen, doch genau auf diesem Grundsatz von Michael Schmieder beruht die Sonnweid in Wetzikon. Und deshalb wurde die Sonnweid das führende Demenzkompetenzzentrum Europas. Während 30 Jahren hat Schmieder die private Pflegeinstitution aufgebaut. Im Herbst übergibt er nun sein Werk.  

Altersdemenz ist eine gesellschaftliche und eine wissenschaftliche Herausforderung. Gerade in diesen Tagen nährt wieder einmal ein neues Medikament die Hoffnung, Alzheimer lasse sich eventuell hinauszögern. Schmieder bleibt skeptisch: «Wir werden zwar immer ­älter», sagt er. «Dank raffinierteren Ersatzteilen kann unser Körper mithalten. Doch das Gehirn ist vielleicht gar nicht dafür geschaffen, so alt zu werden.»

Auch Menschen, die ihr Gedächtnis ganz oder teilweise verloren haben, haben Anrecht auf ein würdiges Leben. Diesen Anspruch will die Sonnweid einlösen. Das soziale Leben spielt sich in ­öffentlichen, auf vier Etagen verteilten Räumen ab. Sie sind nicht mit Treppen, sondern einer Rampe verbunden. Das Resultat ist eine Schlaufe von 1,5 Kilometer Länge, die über Aussenterrassen und den Garten zurück ins Gebäude führt.

Normen wechseln ständig

Das Heim befindet sich in einer Umgebung, in der sich Patienten wohlfühlen. Sie wissen die Freiheiten zu schätzen. So gibt es keinen Zwang, an einem Tisch zu essen. Stattdessen greifen manche zu Fingerfood, der auf Tellern in Augenhöhe angeboten wird. Wenn es das Wetter zulässt, werden Patienten in ihrem Bett an die frische Luft auf die Veranda gerollt, auf den Gängen stehen Sofas, die Zimmer sind nur zum Schlafen oder für die Pflege da. «Bei uns hat jeder Bewohner seine eigenen Normen – und die wechseln ständig», sagt Schmieder.
Die Sonnweid versucht, Strukturen zu schaffen, die es den Kranken erlauben, so zu leben, wie sie wollen. Gegenüber festen Konzepten zeigt Schmieder grosses Misstrauen. «Warum hat man das Gefühl, das Leben von Menschen in ein Konzept einpacken zu müssen?», fragt er und fügt hinzu: «Ich möchte weder nach einem Konzept betreut werden noch nach einem Konzept leben.»

Über Demenz wird heute offener gesprochen. Als Schmieder seine Karriere vor 30 Jahren als Pfleger im Triemli­spital begann, war das noch anders. ­Demenz wurde mit dem Begriff «psychoorganisches Syndrom» (POS) umschrieben. Mit verwirrten Personen wollte niemand zu tun haben. Schmieder fiel ­jedoch auf: Diese Leute liessen sich beruhigen, wenn er beim Hinausgehen ihre Zimmertür einen Spalt weit offen liess. «Das war ein Zeichen, dass sie nicht gerne allein waren.

Weiter auf:
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Demenzkranke-brauchen-nobrkein-Konzeptnobr/story/19096138

Freitag, 1. Mai 2015

Mit Dean Martin das Vergessen vergessen

Melanie Keim 27.4.2015
Einmal im Monat tanzen Demenzbetroffene, Angehörige und Tanzfreudige in Oerlikon zu Musik von früher. Trotz der therapeutischen Wirkung des Tanzens ist Musikmamsells Tanzcafé kein Therapie-, sondern ein Ausgeh-Angebot.
AA Zwei Schritte nach links, zwei nach rechts, vier nach links und dann zur anderen Seite. Die Schritte des älteren Herrn sind winzig, aber äusserst präzis. Ruhig und bestimmt führt er seine Tanzpartnerin dem Takt von «Wenn der weisse Flieder wieder blüht» folgend übers Parkett des Restaurants Binzgarten. Eben klagte er noch über Fussschmerzen, nun tanzt er seinen Foxtrott, eine Abwandlung des Originalschritts. Er habe mit seiner Frau auch Tango, Rumba, Cha-Cha-Cha und wie all die Schritte hiessen, getanzt, sagt der Mann, der sich später an einem Klubtischchen als Heinz vorstellt. Ausser dem Foxtrott habe er alle Schritte vergessen, fügt er hinzu, während er das Geschehen auf der Tanzfläche beobachtet. Nicht weil er an Demenz leide, sondern weil er so lange nicht mehr getanzt habe.

Twist auf Kniehöhe 

Der Hinweis auf die Demenz rührt vom speziellen Anlass her. Immer am zweiten Dienstag des Monats lädt die ehemalige Radiomoderatorin Verena Speck im Restaurant Binzgarten beim Bahnhof Oerlikon zum Tanzcafé für Demenzbetroffene, Familien und Freunde ein. Im Saal des Lokals, das eine merkwürdig charmante Mischung aus aufgepeppter Landbeiz und überdimensioniertem Kebab-Take-away ist, kündet die einstige «Musikwelle»-Stimme jeweils um 14 Uhr 30 den ersten Klassiker von früher an. Einige Tanzfreudige treffen an diesem Dienstag schon eine halbe Stunde vorher ein. Von diesen Stammgästen leiden die wenigsten an einer Demenz, aber einige an der Einsamkeit im Alter oder der Schwierigkeit, andere Senioren für Unternehmungen zu motivieren.

«Ich bin hier, weil ich traurig bin», sagt eine Dame mit süddeutschem Akzent. Hier fühle sie sich im Gegensatz zu anderen Seniorenanlässen auch ohne Begleitung gut aufgehoben. Von Traurigkeit ist bei der lebhaften Pensionärin, die so gerne Elvis hört, an diesem Nachmittag nichts zu spüren. Sie witzelt, dass man mit Heinz nicht tanzen dürfe, wenn seine Freundin da sei, und nach den ersten Takten von «Ramona» wiegt sie sich mit diesem auf der Tanzfläche. Beim zweiten Lied, «Everybody Loves Somebody» von Dean Martin, bewegen sich schon mehrere Paare auf der Tanzfläche. Anlaufschwierigkeiten wie in angesagten Nachtklubs, wo erst um 2 Uhr morgens etwas gelöstere Stimmung herrscht, gibt es hier nicht. Vergebens sucht man auch nach steifen Paaren, die mit höchster Konzentration eine schwierige Figur absolvieren und darüber die Freude am Tanzen vergessen. Stattdessen sieht man Frauen mit Frauen tanzen, eine Dreiergruppe, die zu einem Schlager ausgelassen die Hüften schwenkt, und hier und dort gar einen Knöchel, der bei «Let's Twist Again» auf Kniehöhe spickt.

Bis zu 60 Pensionierte tanzen jeweils im grosszügigen Saal, an diesem sommerlichen Frühlingsnachmittag sind nur rund 30 Tanzfreudige gekommen und von ihnen wenige mit einer Spitex-Betreuung. Die Frage, ob diese Frau, die mit ihrem Mann so gekonnt und beschwingt tanzt, oder jener Herr, der sich im Schutz einer Steinsäule nicht weniger ausgelassen bewegt, an einer Demenz erkrankt sind, taucht an den Tischchen um die Tanzfläche zwar auf. Und doch spielt sie im Grunde keine Rolle. Man ist hier zum Tanzen, wegen der guten Musik und wegen der 73-jährigen Speck, die im feuerroten Kleid und mit knalligem Lippenstift hinter den Plattentellern mittanzt. Auf der Tanzfläche vor ihr werden unverkrampft Partner gewechselt, und für einen Moment scheint die Krankheit, die Betroffene und Angehörige oftmals als grosse Belastung erleben, vergessen zu sein.

Weiter auf:
http://www.nzz.ch/zuerich/mit-dean-martin-das-vergessen-vergessen-1.18530379

Dienstag, 20. Januar 2015

Menschen mit Demenz erleben sich selber als kompetent und gesund

von Annika Bangerter 

Ein Besuch in der Stiftung Wirrgarten, wo seit 15 Jahren demente Menschen nur das tun, was sie erfreut. Allerdings lässt sich der Tag nicht in fixen Abläufen durchplanen. Zu verschieden sind die Gäste, ihre Bedürfnisse und ihre Fähigkeiten.


«Wie lautet der Vorname von Tucholsky?» – «Kurt!» – «Oh, da habe ich wohl eine Bildungslücke», sagt der Zivildienstler und schreibt den Namen in die vier Kästchen des Kreuzworträtsels. Der alte Mann drückt die Kuppen seiner gespreizten Finger zufrieden aneinander, lehnt im Sessel zurück. «Ein anderes Wort für Vortrag?» – «Rede», sagt die Frau im roten Pullover, den Kopf in die rechte Hand gestützt. Innert kurzer Zeit hat die achtköpfige Gruppe das Kreuzworträtsel gelöst. Würde sich diese Szene nicht in der Tagesstätte der Basler Stiftung Wirrgarten abspielen, gäbe es kein Anzeichen dafür, dass alle alten Menschen der Runde schwer dement sind. «Das Kreuzworträtsel ruft Wissen aus dem Langzeitgedächtnis ab. Dort sind die Informationen im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis häufig noch vorhanden», sagt Irene Leu. Sie leitet seit der Gründung vor 15 Jahren die Begegnungs- und Betreuungsstätte Atrium der Stiftung Wirrgarten.
Diese ist spezialisiert auf besonders betreuungsintensive Demente, die entweder bei ihren Angehörigen oder mit Hilfe der Spitex zu Hause leben. Den Weg zur Tagesstätte würden sie alleine nicht finden. Auch in der Tagesstätte sind sie nie alleine und häufig eins zu eins betreut. «Die Pflege von Menschen mit Demenz führt die Angehörigen häufig in die soziale Isolation. Sie haben weder Zeit noch Kraft für ihre eigenen Interessen. Wenn ihr dementer Partner, Vater oder ihre Mutter bei uns ist, entlastet das die Angehörigen im Alltag und schützt sie vor einer Erschöpfung», sagt Irene Leu.

Weiter auf:
http://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/menschen-mit-demenz-erleben-sich-selber-als-kompetent-und-gesund-128744367